
Vergessen Sie „verhandlungssicheres Schulenglisch“ – es ist eine gefährliche Illusion, die Ihre Karriere im Einkauf blockiert und Ihr Unternehmen Geld kostet.
- Präzise Sprachkompetenz ist kein Soft Skill, sondern ein harter Wirtschaftsfaktor, der über den Erfolg von Vertragsverhandlungen und die Minimierung von Geschäftsrisiken entscheidet.
- Die richtige Wahl der Fremdsprache (z.B. Mandarin) und die nachweisbare Beherrschung durch anerkannte Zertifikate (z.B. Cambridge) sind direkte Hebel für Gehalt und Verantwortung.
Empfehlung: Führen Sie einen ehrlichen Audit Ihrer eigenen Sprachfähigkeiten durch und investieren Sie gezielt in die Beseitigung der „Präzisionslücken“, bevor diese zu teuren Missverständnissen führen.
Sie sind ein ambitionierter Einkäufer, Ihr Englisch ist „gut“ und Sie geben in Ihrem Lebenslauf selbstbewusst „verhandlungssicher“ an. Das ist der Standard, die Erwartungshaltung. Doch hier beginnt die teuerste Fehleinschätzung Ihrer Karriere. Die Vorstellung, dass das im Gymnasium oder in allgemeinen Business-Kursen gelernte Englisch für globale Vertragsverhandlungen auf Führungsebene ausreicht, ist eine Illusion. In einer Welt, in der ein falsch interpretiertes Wort in einer Incoterm-Klausel finanzielle Schäden in sechsstelliger Höhe verursachen kann, ist unpräzise Sprache kein Schönheitsfehler, sondern ein handfestes Geschäftsrisiko.
Die üblichen Ratschläge erschöpfen sich oft darin, die Wichtigkeit von Englisch zu betonen und vage auf den Vorteil weiterer Sprachen hinzuweisen. Doch diese Perspektive greift zu kurz. Sie ignoriert die brutale Realität des globalen Einkaufs: Es geht nicht darum, sich irgendwie verständigen zu können. Es geht darum, mit chirurgischer Präzision zu argumentieren, kulturelle Nuancen als Waffe einzusetzen und rechtliche Fallstricke in einer Fremdsprache zu erkennen, bevor sie zuschnappen. Die entscheidende Frage lautet daher nicht: „Spreche ich Englisch?“, sondern: „Ist meine Sprachkompetenz ein strategischer Vorteil oder eine versteckte Schwachstelle in meiner Bilanz?“
Dieser Artikel führt einen schonungslosen Audit durch. Wir behandeln Sprache nicht als nette Zusatzqualifikation, sondern als das, was sie im Einkauf wirklich ist: ein harter, messbarer Wirtschaftsfaktor. Wir analysieren, warum bestimmte Sprachen Ihr Gehalt direkt beeinflussen, welche Zertifikate deutsche Personalchefs wirklich überzeugen und wann Ihre scheinbare Sprachgewandtheit Sie unprofessionell und inkompetent wirken lässt. Bereiten Sie sich darauf vor, Ihre bisherige Einschätzung Ihrer Sprachfähigkeiten kritisch zu hinterfragen.
Um diese komplexen Aspekte systematisch zu beleuchten, gliedert sich der folgende Artikel in präzise Themenblöcke. Jeder Abschnitt dient dazu, einen spezifischen Mythos zu dekonstruieren und Ihnen handfeste, strategische Werkzeuge für Ihren Aufstieg an die Hand zu geben.
Inhaltsverzeichnis: Ihr Auditplan für strategische Sprachkompetenz im Einkauf
- Warum Mandarin oder Arabisch Ihr Einstiegsgehalt um 15 % erhöhen kann
- Wie lernen Sie Fachvokabular effektiv neben einer 40-Stunden-Woche?
- TOEFL oder Cambridge: Welches Zertifikat überzeugt deutsche Personalchefs mehr?
- Die „False Friends“-Falle: Wann wirkt Ihr Englisch im Meeting unprofessionell?
- Wann ist Deutschpflicht im Pausenraum rechtlich und sozial problematisch?
- Warum „verhandlungssicher“ eine gefährliche Lüge sein kann, wenn Sie es nicht sind
- Wie wirkt Ihre Stimme kompetenter, wenn Sie nervös sind?
- Direktheit vs. Höflichkeit: Wie viel „Klartext“ verträgt ein deutscher Personaler?
Warum Mandarin oder Arabisch Ihr Einstiegsgehalt um 15 % erhöhen kann
Die Annahme, dass exzellentes Englisch ausreicht, um im globalen Einkauf die Karriereleiter zu erklimmen, ist veraltet. Englisch ist die Basis, die Eintrittskarte – nicht mehr der entscheidende Vorteil. Der wahre finanzielle Hebel liegt in der Beherrschung von strategischen Nischensprachen. Für deutsche Mittelstandsunternehmen, deren Geschäftsmodelle oft untrennbar mit dem Handel mit spezifischen Regionen verbunden sind, ist die richtige Sprache ein direkter Wirtschaftsfaktor. Wenn Ihr Unternehmen stark vom Handel mit China oder den aufstrebenden Golfstaaten abhängt, sind Mandarin- oder Arabischkenntnisse keine „nette Geste“, sondern eine Kernkompetenz, die Risiken minimiert und Verhandlungsspielräume erweitert.
Die strategische Wahl einer Zweit- oder Drittsprache sollte daher einem kühlen, betriebswirtschaftlichen Kalkül folgen. Analysieren Sie die Lieferketten Ihrer Branche: Ein Automobilzulieferer an der deutsch-polnischen Grenze profitiert exponentiell mehr von Polnischkenntnissen als von Spanisch. Im Einkauf für Luxusgüter bleibt Französisch unverzichtbar. Im Elektronik- oder Energiesektor hingegen sind es Mandarin und Arabisch, die den Unterschied machen. Ein Einkäufer, der Vertragsdetails direkt in der Sprache des wichtigsten Lieferanten klären kann, eliminiert teure Missverständnisse durch Übersetzer und baut eine Vertrauensbasis auf, die in harten Preisverhandlungen Gold wert ist.
Diese Nischenkompetenz ist ein mächtiger Schutzschild gegen die Austauschbarkeit durch KI und schafft eine einzigartige Verhandlungsposition – nicht nur gegenüber Lieferanten, sondern auch bei Ihrem eigenen Gehalt. Unternehmen sind bereit, für dieses Maß an Risikominimierung und Effizienzsteigerung einen signifikanten Aufpreis zu zahlen. Eine Gehaltssteigerung von 15 % oder mehr ist hierbei keine utopische Vorstellung, sondern eine logische Konsequenz Ihres strategischen Werts für das Unternehmen.
Wie lernen Sie Fachvokabular effektiv neben einer 40-Stunden-Woche?
Die größte Hürde für Berufstätige ist nicht der Mangel an Lernmaterial, sondern der Mangel an Zeit und die ineffektive Anwendung. Das bloße Pauken von Vokabellisten aus Lehrbüchern ist reine Zeitverschwendung. Effektives Lernen von Fachvokabular im Einkauf erfordert einen radikal anderen Ansatz: die kontextbezogene Immersion. Vergessen Sie das Ziel, „eine Sprache zu lernen“. Ihr Ziel muss sein, ein spezifisches Problem in dieser Sprache lösen zu können, zum Beispiel „die Qualitätsanforderungen für Produkt XY auf Englisch zu verhandeln“.
Implementieren Sie das Prinzip des Mikro-Lernens. Statt einer Stunde am Wochenende, investieren Sie täglich 15 Minuten, aber mit maximaler Intensität. Nutzen Sie jede „tote“ Minute – beim Warten auf einen Anruf, in der Kaffeepause. Fokussieren Sie sich auf eine einzige, reale Arbeitssituation pro Woche. Nehmen Sie eine Ihrer letzten E-Mails an einen Lieferanten und formulieren Sie diese in der Zielsprache neu. Suchen Sie gezielt nur das Vokabular, das Sie dafür benötigen. So lernen Sie nicht abstrakt, sondern anwendungsbezogen.
Die nächste Stufe ist die aktive Simulation. Moderne KI-gestützte Sprachtools ermöglichen es, Verhandlungsszenarien zu simulieren und unmittelbares Feedback zu Aussprache und Wortwahl zu erhalten. Dies ist kein Spielzeug, sondern ein hochwirksames Trainingsgerät, um die „Präzisionslücke“ zwischen passivem Wissen und aktiver Anwendung zu schließen. Ergänzen Sie dies durch „passives Hören“: Abonnieren Sie Podcasts oder Nachrichtensender aus Ihrer Zielbranche in der entsprechenden Sprache. Auch wenn Sie nicht alles verstehen, trainiert Ihr Gehirn den Rhythmus und die Melodie der Sprache – ein entscheidender Faktor für eine souveräne Wirkung.

Wie dieses Bild andeutet, findet das entscheidende Training nicht im Seminarraum, sondern im konzentrierten Selbststudium statt. Der Schlüssel liegt in der Disziplin und der intelligenten Methode, nicht in der aufgewendeten Stundenzahl. Behandeln Sie das Sprachenlernen wie ein strategisches Projekt mit klaren, wöchentlichen Meilensteinen, nicht wie ein vages Hobby.
TOEFL oder Cambridge: Welches Zertifikat überzeugt deutsche Personalchefs mehr?
Auch wenn der IELTS Test international einen immer größer werdenden Aufschwung erlebt, kennen hierzulande viele Personalmanager eher das Cambridge Zertifikat oder den TOEFL Test.
– Culture XL Sprachzertifikat-Experten, Culture XL – TOEFL, IELTS, Cambridge Vergleich
Die Selbsteinschätzung „verhandlungssicher“ in einem Lebenslauf ist subjektiv und daher für einen Personalchef wertlos. Ein anerkanntes Zertifikat hingegen ist ein objektiver, standardisierter Leistungsnachweis – ein harter Fakt in einem Meer von Behauptungen. Doch die Wahl des falschen Zertifikats kann Ihre Investition entwerten. In Deutschland stehen vor allem zwei Schwergewichte im Fokus: der amerikanisch geprägte TOEFL und die britischen Cambridge-Zertifikate.
Die Entscheidung zwischen den beiden ist strategisch. Der TOEFL-Test wird oft mit einem akademischen Kontext in den USA assoziiert. Seine Gültigkeit ist auf zwei Jahre beschränkt, was ihn für den schnellen Nachweis für ein Studium oder ein Projekt ideal macht, aber im Lebenslauf seine Aussagekraft schnell verliert. Im Gegensatz dazu gilt das Cambridge-Zertifikat aufgrund seiner unbegrenzten Gültigkeit als langfristiger Nachweis von Sprachkompetenz. Insbesondere die Business-Varianten (BEC) genießen in der deutschen Wirtschaft ein hohes Ansehen, da sie praxisnahe, geschäftliche Anwendungsszenarien prüfen.
Für eine Führungskraft im Einkauf ist die Botschaft klar: Ein Cambridge Certificate in Business English auf C1- oder C2-Niveau ist die präzisere und nachhaltigere Investition. Es signalisiert nicht nur Sprachbeherrschung, sondern auch ein klares Bekenntnis zum internationalen Geschäftsumfeld aus europäischer Perspektive. Die folgende Tabelle fasst die entscheidenden Kriterien für den deutschen Arbeitsmarkt zusammen:
| Kriterium | TOEFL | Cambridge |
|---|---|---|
| Bekanntheit in Deutschland | Bekannt | Sehr bekannt |
| Wahrnehmung | Akademisch/US-Kontext | Klassisch/Business-nah |
| Gültigkeit | 2 Jahre | Unbegrenzt |
| Kosten | Ca. 245 USD | 150-200 EUR |
Ihre Wahl des Zertifikats ist somit mehr als ein Nachweis – es ist ein Statement über Ihre strategische Ausrichtung und Ihr Verständnis für die Erwartungen des deutschen Arbeitsmarktes.
Die „False Friends“-Falle: Wann wirkt Ihr Englisch im Meeting unprofessionell?
Nichts zerstört die professionelle Fassade eines Einkäufers schneller als die „False Friends“-Falle. Diese tückischen Wörter, die im Deutschen und Englischen ähnlich klingen, aber völlig unterschiedliche Bedeutungen haben, sind sprachliche Minenfelder. Ein Satz wie „I will become the goods next week“ (Ich werde die Ware nächste Woche) statt „I will receive…“ lässt Sie nicht nur sprachlich ungeschickt, sondern fachlich inkompetent erscheinen. Solche Fehler, besonders in Verhandlungen über Liefertermine oder Vertragsbedingungen, schaffen eine gefährliche Präzisionslücke und können, wie eine Analyse kritischer Business-Fehler zeigt, zu realen Missverständnissen führen.
Der Schaden geht über das reine Missverständnis hinaus. Er liegt in der unterbewussten Wahrnehmung Ihres Gegenübers. Wenn Sie offensichtliche Fehler bei scheinbar einfachen Wörtern wie ‚eventual‘ (dt. schließlich, nicht eventuell) oder ’sympathetic‘ (dt. mitfühlend, nicht sympathisch) machen, stellt Ihr Verhandlungspartner unweigerlich Ihre Sorgfalt und Präzision auch in fachlichen und kommerziellen Fragen infrage. Es ist der sprachliche Ausdruck des Prinzips: „Wer im Kleinen schlampig ist, dem ist auch im Großen nicht zu trauen.“ Diese Momente des Stirnrunzelns bei Ihrem Gegenüber sind rote Flaggen, die Ihre Glaubwürdigkeit untergraben.
Die Beherrschung dieser Nuancen ist kein sprachlicher Luxus, sondern ein wesentlicher Bestandteil des Risikomanagements im Einkauf. Es zeigt, dass Sie die Sprache nicht nur oberflächlich anwenden, sondern ihre Feinheiten und Fallstricke verstanden haben. Das ist das wahre Zeichen von „Verhandlungssicherheit“.
Ihr Plan zur Gesichtswahrung: Umgang mit Sprachfehlern
- Sofortige Korrektur: Nutzen Sie souveräne Formulierungen wie „Let me rephrase that to be more precise…“ um einen Fehler direkt und ohne Gesichtsverlust zu korrigieren.
- Alternative Formulierung: Weichen Sie aus mit „What I intended to say was…“, wenn Sie merken, dass Sie sich in einer Formulierung verheddert haben.
- Proaktive Klärung: Sichern Sie das Verständnis durch Rückfragen ab, z.B. „Just to confirm we are on the same page, you mean X, correct?“.
- Persönliche Fehlerliste: Führen Sie eine Liste Ihrer persönlichen Top 10 „False Friends“ und ihrer korrekten Übersetzungen und prüfen Sie diese vor jedem wichtigen Meeting.
- Bewusste Vereinfachung: Wenn Sie unsicher sind, nutzen Sie lieber eine einfachere, aber korrekte Formulierung statt einer komplexen, aber potenziell falschen. Präzision schlägt Eloquenz.
Wann ist Deutschpflicht im Pausenraum rechtlich und sozial problematisch?
Die Frage nach der am Arbeitsplatz gesprochenen Sprache ist in international agierenden deutschen Unternehmen ein sensibles Thema. Eine vom Arbeitgeber verordnete „Deutschpflicht“, selbst wenn sie nur für informelle Bereiche wie den Pausenraum gilt, bewegt sich auf einem schmalen Grat zwischen unternehmerischem Interesse und rechtlichen Fallstricken. Grundsätzlich kann ein Arbeitgeber die Arbeitssprache festlegen, wenn dies für die Arbeitsabläufe, die Sicherheit oder die Kommunikation mit Kunden notwendig ist. Eine pauschale Vorschrift, die auch die Pausengespräche umfasst, ist jedoch hochproblematisch.
Aus rechtlicher Sicht können solche Sprachregelungen als mittelbare Diskriminierung aufgrund der ethnischen Herkunft nach dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG) gewertet werden. Wenn Mitarbeiter mit nicht-deutscher Muttersprache in ihrer privaten Kommunikation untereinander eingeschränkt werden, ohne dass ein zwingender betrieblicher Grund vorliegt, entsteht ein starkes Indiz für eine Benachteiligung. Gerichte wägen hier sehr genau ab, ob das Interesse des Arbeitgebers an einem integrierten Team die Persönlichkeitsrechte der Mitarbeiter überwiegt.

Viel schwerer als die rechtliche Dimension wiegt jedoch oft der soziale und kulturelle Schaden. Ein Unternehmen, das global agiert und internationale Talente anziehen will, sendet mit einer „Deutschpflicht“ in der Pause ein fatales Signal. Es suggeriert Misstrauen und mangelnde Wertschätzung für die kulturelle Vielfalt im Team. Statt Inklusion zu fördern, schafft es Ausgrenzung und eine Atmosphäre der Kontrolle. Ein souveränes, international aufgestelltes Unternehmen versteht sprachliche Vielfalt nicht als Problem, sondern als Ressource. Der informelle Austausch in der Muttersprache kann den Teamzusammenhalt stärken und Stress reduzieren. Eine erzwungene Einsprachigkeit hingegen erstickt die offene Unternehmenskultur, die für Innovation und globale Wettbewerbsfähigkeit unerlässlich ist.
Warum „verhandlungssicher“ eine gefährliche Lüge sein kann, wenn Sie es nicht sind
Der Begriff „verhandlungssicher“ im Lebenslauf ist eine der am häufigsten überstrapazierten und missverstandenen Selbstbeschreibungen. Viele Einkäufer setzen es gleich mit „Ich kann mich auf Englisch über das Wetter und meinen Job unterhalten.“ Doch in der Realität des globalen Einkaufs bedeutet „verhandlungssicher“ etwas völlig anderes: die Fähigkeit, komplexe, rechtlich bindende Vereinbarungen ohne den geringsten Raum für Fehlinterpretationen zu formulieren und zu verstehen. Wenn Sie diese Kompetenz nicht besitzen, aber vorgeben, sie zu haben, ist das keine kleine Übertreibung, sondern eine tickende Zeitbombe für Ihr Unternehmen.
Das Geschäftsrisiko ist enorm. Eine unpräzise Formulierung oder ein Missverständnis bei entscheidenden Klauseln wie Zahlungszielen, Haftungsbeschränkungen oder den bereits erwähnten Incoterms kann zu direkten finanziellen Einbußen führen. Stellen Sie sich vor, Sie stimmen einer Klausel zu, weil Sie die subtile juristische Nuance in der englischen Formulierung nicht erkannt haben. Der daraus resultierende Schaden kann Ihr Jahresgehalt um ein Vielfaches übersteigen. Unternehmen, die dies erkennen, prüfen die tatsächliche Sprachkompetenz in Bewerbungsgesprächen immer rigoroser – oft durch spontane Rollenspiele oder die Diskussion eines echten Vertragspassus.
Eine ehrliche Selbsteinschätzung ist daher kein Zeichen von Schwäche, sondern von professionellem Risikomanagement. Es ist weitaus souveräner, das eigene Niveau präzise zu benennen (z.B. „Solides C1-Niveau, für juristisch komplexe Vertragspassagen ziehe ich zur finalen Prüfung stets einen Muttersprachler oder die Rechtsabteilung hinzu“) als im entscheidenden Moment aufzufliegen. Dokumentieren Sie Ihr tatsächliches Niveau mit Zertifikaten und beschreiben Sie konkrete Anwendungsfälle, statt sich hinter der vagen Floskel „verhandlungssicher“ zu verstecken. Diese Transparenz schützt nicht nur das Unternehmen, sondern vor allem Sie selbst.
Wie wirkt Ihre Stimme kompetenter, wenn Sie nervös sind?
In einer hoch angespannten Verhandlungssituation, insbesondere in einer Fremdsprache, verrät Ihre Stimme oft mehr als Ihre Worte. Nervosität führt zu einer flacheren Atmung, einer höheren Stimmlage und einem schnelleren Sprechtempo – alles Signale, die Ihr Gegenüber unbewusst als Unsicherheit und mangelnde Kompetenz interpretiert. Die gute Nachricht: Sie können diese physiologischen Reaktionen gezielt steuern. Es geht nicht darum, einen perfekten Akzent zu haben, sondern darum, stimmliche Souveränität auszustrahlen.
Die Grundlage dafür ist die Atmung. Wenden Sie unmittelbar vor einem wichtigen Videocall oder Telefonat die 4-7-8-Atemtechnik an: 4 Sekunden durch die Nase einatmen, 7 Sekunden die Luft anhalten, 8 Sekunden lang hörbar durch den Mund ausatmen. Diese einfache Übung senkt nachweislich die Herzfrequenz und beruhigt das Nervensystem. Während des Gesprächs fokussieren Sie sich auf zwei Dinge: ein bewusst verlangsamtes Sprechtempo und den strategischen Einsatz von Pausen. Eine kurze Pause vor einer wichtigen Aussage wirkt nicht unsicher, sondern lässt Ihre Worte gewichtiger und überlegter erscheinen.
Ergänzen Sie dies durch nonverbale Signale, denn wie Studien belegen, beeinflussen Gestik und Mimik die wahrgenommene Kompetenz oft stärker als eine makellose Aussprache. Achten Sie in Videocalls auf eine aufrechte Haltung – Schultern zurück, Kopf gerade. Halten Sie ruhigen Blickkontakt mit der Kamera, nicht mit Ihrem eigenen Bild. Diese einfachen physischen Anpassungen senden starke Signale der Kontrolle und des Selbstbewusstseins, die Ihre stimmliche Wirkung massiv unterstützen. Ihre wahrgenommene Kompetenz ist eine Kombination aus dem, was Sie sagen, und wie Sie es sagen.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Selbsteinschätzung „verhandlungssicher“ ist oft eine Illusion; wahre Kompetenz liegt in der juristischen und kommerziellen Präzision in einer Fremdsprache.
- Sprachkompetenz ist kein Soft Skill, sondern ein harter Wirtschaftsfaktor, der Geschäftsrisiken minimiert und einen direkten Hebel auf Ihr Gehalt darstellt.
- Objektive Nachweise (z.B. Cambridge Certificate) und die Fähigkeit zum kulturellen „Code-Switching“ sind für deutsche Personalchefs überzeugender als vage Behauptungen.
Direktheit vs. Höflichkeit: Wie viel „Klartext“ verträgt ein deutscher Personaler?
Die größte Herausforderung für viele Nicht-Muttersprachler in der Kommunikation mit deutschen Geschäftspartnern ist der Umgang mit der berüchtigten „deutschen Direktheit“. Was im Deutschen als effizient und ehrlich gilt („Ihr Angebot ist zu teuer“), kann wörtlich ins Englische übersetzt als unhöflich oder gar aggressiv empfunden werden. Die höchste Stufe der Sprachkompetenz im Einkauf ist daher nicht die perfekte Grammatik, sondern das meisterhafte „Code-Switching“ – die Fähigkeit, die deutsche Direktheit in einen international akzeptierten, diplomatischen Kommunikationsstil zu übersetzen.
Diese Fähigkeit ist entscheidend, um Beziehungen zu Lieferanten nicht zu beschädigen und Verhandlungen nicht an kulturellen Missverständnissen scheitern zu lassen. Es geht darum, eine klare Botschaft zu senden, ohne die Tür für zukünftige Verhandlungen zuzuschlagen. Die Kunst besteht darin, Kritik oder Ablehnung in konstruktive, lösungsorientierte Sprache zu verpacken. Statt „Das ist falsch“ ist „I see it differently. Let me explain my perspective“ eine Formulierung, die zur Diskussion einlädt, anstatt einen Konflikt zu eröffnen.
Dieser diplomatische Filter ist keine Weichspülerei, sondern ein strategisches Instrument. Die folgende Tabelle zeigt, wie typisch deutsche, direkte Aussagen in eine professionellere und international verständlichere Form gebracht werden können, um Missverständnisse zu vermeiden und die Verhandlungsebene konstruktiv zu halten.

| Deutsche Direktheit | Wörtliche Übersetzung (Falle) | Diplomatische Alternative |
|---|---|---|
| Ihr Angebot ist zu teuer | Your offer is too expensive | This price point is beyond our budget. Is there flexibility? |
| Das ist falsch | That’s wrong | I see it differently. Let me explain my perspective |
| Das funktioniert nicht | That doesn’t work | We might face some challenges with this approach |
Die Beherrschung dieses Code-Switchings signalisiert einem deutschen Personalchef ein Höchstmaß an sozialer und interkultureller Kompetenz. Sie zeigen, dass Sie nicht nur die Sprache, sondern auch deren kulturellen Kontext verstehen und souverän navigieren können. Das ist die wahre Qualifikation für eine Führungsposition im globalen Einkauf.
Beginnen Sie noch heute damit, einen ehrlichen, kritischen Audit Ihrer eigenen Sprachfähigkeiten durchzuführen und diese gezielt als strategischen Hebel für Ihren beruflichen Aufstieg im Einkauf zu nutzen.