Veröffentlicht am April 11, 2024

Die größte Bedrohung durch KI und Automatisierung ist nicht der Jobverlust, sondern die verpasste Chance, vom passiven Nutzer zum aktiven Gestalter Ihrer Rolle zu werden.

  • Statt reiner Dateneingabe wird die Fähigkeit zur Dateninterpretation und zum kritischen Hinterfragen von KI-Ergebnissen zum entscheidenden Mehrwert.
  • Digitale Souveränität bedeutet, die Risiken neuer Technologien (Datenschutz, Phishing) zu managen und zur menschlichen Firewall im Unternehmen zu werden.

Empfehlung: Konzentrieren Sie sich auf das Verständnis für Datenanalyse, Prozesslogik und Cybersicherheit, anstatt zu versuchen, ein Programmierer zu werden. Werden Sie zum unverzichtbaren Tech-Übersetzer.

Die Excel-Liste füllt sich fast von selbst. Berichte, für die Sie Stunden brauchten, erstellt eine künstliche Intelligenz in Sekunden. Ein ungutes Gefühl beschleicht viele kaufmännische Angestellte und Sachbearbeiter in ganz Deutschland. Die Frage „Werde ich bald wegautomatisiert?“ schwebt wie ein Damoklesschwert über unzähligen Schreibtischen. Die üblichen Ratschläge – „Lernen Sie doch ein paar Excel-Makros“ oder „Machen Sie einen Online-Marketing-Kurs“ – klingen hohl und greifen zu kurz. Sie behandeln Symptome, aber nicht die Ursache der Verunsicherung.

Die Angst vor der Automatisierung basiert oft auf einem fundamentalen Missverständnis. Es geht nicht darum, dass Maschinen plötzlich kreativ oder strategisch denken. Es geht darum, dass sie repetitive, regelbasierte Aufgaben fehlerfrei und in Lichtgeschwindigkeit erledigen. Die wahre Gefahr liegt also nicht im technologischen Fortschritt selbst, sondern darin, an Aufgaben festzuhalten, die prädestiniert für die Automatisierung sind. Doch was, wenn die Lösung nicht darin liegt, ein mittelmäßiger Programmierer zu werden, sondern ein exzellenter Tech-Übersetzer in Ihrer eigenen Domäne?

Dieser Artikel bricht mit dem Mythos, dass Nicht-ITler coden lernen müssen, um zu überleben. Er zeigt einen konkreten, machbaren Weg auf, wie Sie sich unverzichtbar machen, indem Sie zur Brücke zwischen Fachabteilung und Technologie werden. Der Schlüssel liegt darin, drei Kernkompetenzen zu meistern: die Fähigkeit, Daten strategisch zu interpretieren, digitale Risiken aktiv zu managen und die Logik hinter der Technik zu verstehen, um bessere Entscheidungen zu treffen. Sie werden lernen, wie Sie vom reinen Datenverwalter zum souveränen Daten-Interpreten und zur wertvollen menschlichen Firewall Ihres Unternehmens aufsteigen.

Dieser Leitfaden führt Sie durch die entscheidenden Kompetenzfelder. Von der praktischen Anwendung der Datenanalyse über den sicheren Umgang mit KI-Tools wie ChatGPT bis hin zu den Grundlagen der Cybersicherheit, die heute jeder beherrschen muss. Entdecken Sie, wie Sie Ihre Rolle proaktiv neugestalten und der Automatisierung mit Kompetenz und Selbstvertrauen begegnen.

Warum Datenanalyse für Marketing-Manager heute wichtiger ist als Kreativität

Die Zeiten, in denen eine zündende Werbeidee und ein gutes Bauchgefühl für eine erfolgreiche Marketingkampagne ausreichten, sind endgültig vorbei. Heute ist Kreativität ohne eine solide Datengrundlage wie ein Schiff ohne Kompass: Man bewegt sich, aber niemand weiß, ob man sich dem Ziel nähert oder entfernt. Für kaufmännische Mitarbeiter im Marketing oder Vertrieb bedeutet das eine radikale Verschiebung. Ihre Kernaufgabe ist nicht mehr nur die Gestaltung von Botschaften, sondern die Interpretation von Daten, um die Wirksamkeit dieser Botschaften zu beweisen und zu optimieren. Sie müssen zum Daten-Interpreten werden.

Der wahre Wert liegt darin, die richtigen Fragen an die Daten zu stellen: Welche Kundensegmente reagieren am besten auf unsere E-Mail-Kampagne? Welcher Social-Media-Post hat nicht nur Likes, sondern echte Leads generiert? Warum brechen Kunden den Kaufprozess an einer bestimmten Stelle ab? Die Antworten auf diese Fragen sind Gold wert und ermöglichen Entscheidungen, die direkt auf den Unternehmenserfolg einzahlen. Diese Fähigkeit, aus Zahlen und Statistiken handlungsleitende Erkenntnisse zu ziehen, kann keine KI vollständig ersetzen. Sie erfordert Kontextwissen über den Markt, das Unternehmen und die Kunden – Wissen, das Sie besitzen.

Die Effektivität dieses Ansatzes ist messbar. Eine umfassende Analyse von HubSpot, einem führenden Anbieter für Marketing-Software, zeigt, dass datengetriebene Strategien eine deutlich höhere Erfolgswahrscheinlichkeit haben. Demnach bewerteten laut dem State of Marketing Report 2024 87% der Marketer, die HubSpot nutzen, ihre Marketing-Strategien als effektiv. Dies unterstreicht, dass die Investition in analytische Fähigkeiten keine Kür, sondern eine Pflicht ist. Es ist die Kompetenz, die Sie vom austauschbaren Kreativen zum strategischen Partner der Geschäftsführung macht.

Wie nutzen Sie ChatGPT für Reportings, ohne Datenschutzrichtlinien zu verletzen?

Die Verlockung ist groß: Eine unstrukturierte Liste von Verkaufszahlen in ChatGPT einfügen und den Befehl geben: „Erstelle mir einen zusammenfassenden Bericht für das Management.“ Wenige Sekunden später liegt ein perfekt formulierter Text vor. Doch in diesem Moment der Effizienz lauert eine massive Gefahr, insbesondere für Unternehmen in Deutschland und der EU: der Verstoß gegen die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO). Sobald auch nur eine einzige personenbezogene Information – ein Name, eine E-Mail, eine Kundennummer – an Server in den USA gesendet wird, betreten Sie ein juristisches Minenfeld.

Ihre neue Rolle als Risiko-Manager besteht genau darin, diese Gefahr zu erkennen und zu bändigen. Es geht nicht darum, KI-Tools zu verbieten, sondern darum, sie souverän und gesetzeskonform zu nutzen. Die entscheidende Fähigkeit ist die Datenanonymisierung. Bevor Sie Daten an eine externe KI übergeben, müssen Sie lernen, alle persönlichen Identifikatoren zu entfernen oder zu pseudonymisieren. Das bedeutet, „Max Mustermann“ wird zu „Kunde A“ und seine Adresse wird komplett gelöscht. Nur so stellen Sie sicher, dass keine schützenswerten Informationen das Unternehmen verlassen. Diese Filterfunktion ist eine zutiefst menschliche Aufgabe, die Urteilsvermögen und Verantwortungsbewusstsein erfordert.

Manager prüft Datenschutz-Compliance bei KI-Nutzung im modernen Büro

Zudem ist es essenziell, die Tool-Landschaft zu verstehen. Nicht jede KI ist gleich. Europäische Anbieter wie Aleph Alpha aus Deutschland legen den Fokus explizit auf DSGVO-Konformität und bieten Hosting-Optionen im Inland an. Als kompetenter Ansprechpartner können Sie der IT-Abteilung vorschlagen, solche Alternativen zu prüfen oder sogar lokale Sprachmodelle (On-Premise) zu implementieren, bei denen die Daten das Firmennetzwerk niemals verlassen. Diese proaktive Haltung macht Sie vom reinen Anwender zum Mitgestalter einer sicheren KI-Strategie.

Ihr Aktionsplan: KI-Nutzung DSGVO-konform gestalten

  1. Daten anonymisieren: Prüfen Sie vor jeder Eingabe: Wurden alle personenbezogenen Daten (Namen, E-Mails, Adressen) entfernt oder unkenntlich gemacht (pseudonymisiert)?
  2. Freigabe einholen: Liegt eine schriftliche Freigabe Ihrer IT-Sicherheitsabteilung für die Nutzung des spezifischen KI-Tools vor?
  3. Betriebsrat informieren: Wurde der Betriebsrat über den geplanten KI-Einsatz zur Leistungs- oder Verhaltenskontrolle informiert und dessen Mitbestimmungsrecht beachtet?
  4. Verträge prüfen: Existiert eine gültige Datenverarbeitungsvereinbarung (AVV) mit dem KI-Anbieter, die den Anforderungen der DSGVO entspricht?
  5. Alternativen evaluieren: Sind EU-basierte oder lokale KI-Alternativen (z.B. Aleph Alpha, On-Premise-LLMs) als sicherere Optionen bewertet worden?

Python oder SQL: Welcher Code hilft Ihnen, Ihre IT-Abteilung zu verstehen?

Die bloße Erwähnung von Programmiersprachen wie Python oder SQL löst bei vielen Nicht-ITlern sofort Abwehrreflexe aus. Die gute Nachricht zuerst: Niemand erwartet von Ihnen, dass Sie über Nacht zum Softwareentwickler werden. Die entscheidende Kompetenz der Zukunft ist nicht das Schreiben von komplexen Programmen, sondern das Verständnis der grundlegenden Logik hinter der Technik. Sie müssen zum Tech-Übersetzer werden, der die Bedürfnisse seiner Fachabteilung so formulieren kann, dass die IT-Abteilung sie versteht – und umgekehrt.

Dabei haben SQL und Python sehr unterschiedliche Rollen. Stellen Sie sich Ihre Firmendatenbank wie ein riesiges Lagerhaus vor. SQL (Structured Query Language) ist die Sprache, mit der Sie dem Lagerverwalter (der Datenbank) präzise Fragen stellen: „Gib mir alle Kunden aus Postleitzahlbereich 8, die in den letzten 3 Monaten Produkt X gekauft haben.“ Grundlegende SQL-Kenntnisse ermöglichen es Ihnen, selbstständig einfache Auswertungen zu fahren und nicht für jede kleine Anfrage ein IT-Ticket erstellen zu müssen. Das spart Zeit und macht Sie unglaublich handlungsfähig.

Python hingegen ist wie eine Werkstatt, in der Sie mit den gelieferten Waren (den Daten) etwas völlig Neues bauen können. Es ist eine Allzweck-Sprache, um Prozesse zu automatisieren, Daten zu bereinigen oder komplexe Analysen durchzuführen. Für den Anfang ist es wichtiger, das *Konzept* zu verstehen: „Mit einem Python-Skript könnten wir den Prozess des monatlichen Report-Versands vollständig automatisieren.“ Diese eine, gut formulierte Anforderung an die IT ist wertvoller als hundert Zeilen selbst geschriebener, fehlerhafter Code. Es geht darum, die Möglichkeiten zu kennen, um die richtigen Impulse zu geben.

Für einen Nicht-ITler sollte es zu Beginn vor allem darum gehen, sein technisches Grundverständnis zu verbessern: Wie sind Programmiersprachen aufgebaut? Wie denkt ein Informatiker, wenn er programmiert?

– Dr. Tino Böhler, e-fellows.net IT-Skills Guide

Der Klick, der das Unternehmen lahmlegt: Wie erkennen Sie Phishing sofort?

Die größte Schwachstelle in der IT-Sicherheit eines jeden Unternehmens sitzt nicht im Serverraum, sondern auf dem Bürostuhl. Ein unachtsamer Klick auf einen Link in einer Phishing-Mail kann ausreichen, um Ransomware zu aktivieren, sensible Daten zu stehlen und Schäden in Millionenhöhe zu verursachen. Während technische Systeme wie Firewalls und Virenscanner immer besser werden, zielen Angreifer gezielt auf den Faktor Mensch ab. Hier entsteht eine neue, unschätzbar wertvolle Rolle für aufmerksame Mitarbeiter: die der menschlichen Firewall.

Diese Kompetenz ist das exakte Gegenteil von dem, was eine KI leisten kann. Sie erfordert eine Mischung aus gesundem Misstrauen, Mustererkennung und Prozesswissen. Eine Phishing-Mail versucht immer, eine Emotion zu triggern: Angst („Ihr Konto wird gesperrt!“), Gier („Sie haben gewonnen!“) oder Stress („Handeln Sie sofort, sonst…“). Eine KI kann den Text analysieren, aber Sie als Mensch kennen den Kontext: Erwartet meine Chefin wirklich, dass ich ihr per E-Mail meine Zugangsdaten schicke? Kommuniziert die Personalabteilung dringende Änderungen wirklich über einen unbekannten Link? Laut aktuellen Warnmeldungen ist die Cyberkriminalität in Deutschland auf einem neuen Höchststand, was die Wachsamkeit jedes Einzelnen umso wichtiger macht.

Symbolische Darstellung von Cybersicherheit und Phishing-Erkennung am digitalen Arbeitsplatz

Das Training dieser Fähigkeit beginnt mit einem einfachen Ritual, dem 5-Sekunden-Phishing-Check. Bevor Sie auf einen Link in einer unerwarteten E-Mail klicken oder einen Anhang öffnen, nehmen Sie sich fünf Sekunden Zeit und prüfen Sie folgende Punkte:

  • Absender: Sieht die E-Mail-Adresse wirklich korrekt aus? Oft werden Buchstaben vertauscht (z.B. „service@paypaI.com“ mit großem „i“ statt kleinem „L“).
  • Dringlichkeit und Ton: Werden Sie unter extremen Zeitdruck gesetzt? Ist die Anrede unpersönlich („Sehr geehrter Kunde“)?
  • Links: Fahren Sie mit der Maus über den Link, ohne zu klicken. Zeigt die Vorschau eine andere, seltsame URL an als den Text?
  • Anhänge: Erwarten Sie diesen Anhang? Dateitypen wie „.exe“, „.scr“ oder „.zip“ sind besonders gefährlich.
  • Gesunder Menschenverstand: Ist die Bitte plausibel? Im Zweifel gilt: Lieber einmal zu viel beim vermeintlichen Absender anrufen und nachfragen.

Wann führen neue Kollaborationstools zu mehr Chaos statt Effizienz?

Ein neues Projektmanagement-Tool wird eingeführt, dazu ein neuer Messenger und eine neue Cloud-Lösung zur Dokumentation. Die Absicht ist gut: Die Zusammenarbeit soll schneller und effizienter werden. Das Ergebnis ist oft das Gegenteil: Verwirrung darüber, wo welche Information zu finden ist, Frustration über ständig aufploppende Benachrichtigungen und ein Gefühl des digitalen Chaos. Die Einführung neuer Tools allein garantiert keine Produktivitätssteigerung. Ohne eine klare Strategie und Prozessdefinition führen sie oft zu mehr Arbeit.

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Hier kommt eine weitere Facette Ihrer Rolle als Tech-Übersetzer und Prozessmanager ins Spiel. Ihre Aufgabe ist es, nicht nur die Funktionen eines Tools zu lernen, sondern dessen Einführung kritisch zu hinterfragen und zu gestalten. Sie verstehen die realen Arbeitsabläufe Ihrer Abteilung am besten und können daher entscheidende Fragen stellen: Welches Problem soll dieses neue Tool *wirklich* lösen? Ersetzt es ein altes System oder kommt es zusätzlich hinzu? Wie sieht der genaue Prozess aus: Wann nutzen wir den Chat, wann eine E-Mail und wann erstellen wir eine Aufgabe im Projekt-Tool? Das Definieren dieser „Spielregeln“ ist entscheidend für die Akzeptanz und den Erfolg eines jeden neuen Instruments.

Ein weiterer, oft übersehener Aspekt, der gerade im deutschen Unternehmenskontext von enormer Bedeutung ist, ist die Mitbestimmung. Nicht jedes Tool darf einfach so eingeführt werden. Insbesondere Instrumente, die potenziell zur Leistungs- und Verhaltenskontrolle von Mitarbeitern genutzt werden könnten, sind mitbestimmungspflichtig durch den Betriebsrat. Ein kompetenter Mitarbeiter erkennt diese Fallstricke.

Die folgende Übersicht zeigt, wie unterschiedlich die Anforderungen je nach Tool-Kategorie sein können, eine Information, die für eine reibungslose Einführung entscheidend ist.

Tool-Kategorien und ihre Integrationsanforderungen
Tool-Kategorie Beispiele Integration Betriebsrat-Pflicht
Kommunikation Teams, Slack Hoch Ja
Projektmanagement Asana, Jira Mittel Teilweise
Dokumentation Confluence, SharePoint Hoch Nein
Zeiterfassung Clockify, Toggl Niedrig Ja

Wie entscheiden Sie moralisch richtig im Umgang mit Kundendaten?

Die DSGVO gibt den rechtlichen Rahmen vor, was im Umgang mit Kundendaten verboten ist. Doch die ethische Dimension geht weit darüber hinaus. Nur weil etwas legal ist, ist es noch lange nicht richtig oder im besten Interesse des Kunden. Stellen Sie sich vor, Sie analysieren Kundendaten und entdecken ein Muster, das auf eine finanzielle Notlage eines Kunden hindeutet. Dürfen Sie ihm nun gezielt teure Finanzierungsprodukte anbieten? Rechtlich vielleicht, aber ist es moralisch vertretbar? Diese Fragen der Datenethik werden zu einem zentralen Unterscheidungsmerkmal für Unternehmen.

Als Mitarbeiter mit direktem Zugang zu Kundendaten tragen Sie eine immense Verantwortung. Ihre neue Rolle als Risiko-Manager umfasst daher auch eine ethische Komponente. Es geht darum, eine Kultur des Respekts vor den Daten des Kunden zu etablieren. Das beginnt mit Transparenz: Versteht der Kunde wirklich, wofür er seine Einwilligung gibt? Ist die Datenschutzerklärung in verständlicher Sprache verfasst? Es geht weiter mit dem Prinzip der Datensparsamkeit: Sammeln wir wirklich nur die Daten, die für den Service absolut notwendig sind?

Datenethik als Wettbewerbsvorteil zu positionieren ist mehr als nur Compliance – es ist ein Versprechen an Ihre Kunden.

– Initiative D21, Digital Skills Gap Studie 2024

Eine KI kann Korrelationen in Daten finden, aber sie hat kein Gewissen. Die Entscheidung, ob und wie diese Erkenntnisse genutzt werden, bleibt eine menschliche. Mitarbeiter, die ein starkes ethisches Bewusstsein entwickeln und im Zweifel für den Schutz und das Wohl des Kunden argumentieren, werden für Unternehmen immer wertvoller. Sie schützen nicht nur den Kunden, sondern auch die Marke und die Reputation des Unternehmens vor langfristigen Schäden. Dieses ethische Urteilsvermögen ist eine zutiefst menschliche Fähigkeit, die Sie aktiv kultivieren und einbringen können.

Das Wichtigste in Kürze

  • Ihre Zukunftssicherheit liegt nicht im Programmieren, sondern in der Übersetzung zwischen Fachbereich und IT (Tech-Übersetzer).
  • Die Fähigkeit, digitale Risiken wie Datenschutzverstöße und Phishing zu erkennen und zu managen, macht Sie zur unverzichtbaren „menschlichen Firewall“.
  • Bewegen Sie sich von der reinen Dateneingabe zur strategischen Dateninterpretation, um aus Informationen handlungsrelevante Erkenntnisse zu gewinnen.

Warum „Hallo123“ fahrlässig ist und wie Manager Ihnen das Leben retten

Es ist eine unbequeme Wahrheit: Ein schwaches Passwort ist kein Kavaliersdelikt, sondern grob fahrlässig. Ein Passwort wie „Hallo123“, der Name des Haustiers oder das Geburtsdatum ist für Hacker-Algorithmen eine offene Einladung. In wenigen Sekunden ist es geknackt und die Angreifer haben Zugriff auf Ihren Account – und von dort aus potenziell auf das gesamte Firmennetzwerk. Das Problem ist weit verbreitet: Laut dem D21-Digital-Index verfügen nur 49% der deutschen Bürger über digitale Basiskompetenzen, und dazu gehört zweifellos auch die Passwortsicherheit.

Ihre Rolle als menschliche Firewall beginnt bei der eigenen digitalen Hygiene. Die Regeln für starke Passwörter sind einfach, werden aber sträflich oft ignoriert: lang (mindestens 12 Zeichen), komplex (Groß- und Kleinbuchstaben, Zahlen, Sonderzeichen) und für jeden Dienst einzigartig. Da sich niemand Dutzende solcher Passwörter merken kann, ist der Einsatz eines Passwort-Managers die einzig professionelle Lösung. Er generiert und speichert hochkomplexe Passwörter für Sie, und Sie müssen sich nur noch ein einziges, sehr starkes Master-Passwort merken.

Visualisierung von Multi-Faktor-Authentifizierung und Passwort-Sicherheit

Doch selbst das beste Passwort kann gestohlen werden. Deshalb ist die zweite Säule der modernen Kontosicherheit die Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA). Sie kennen das vom Online-Banking: Neben dem Passwort müssen Sie eine zweite Bestätigung eingeben, meist einen Code aus einer App auf Ihrem Smartphone. Ein Angreifer, der Ihr Passwort gestohlen hat, kann sich also trotzdem nicht einloggen, weil er keinen Zugriff auf Ihr Handy hat. Wo immer es möglich ist, sollten Sie MFA aktivieren. Als verantwortungsbewusster Mitarbeiter können Sie auch proaktiv bei Ihrer IT-Abteilung anregen, MFA für alle wichtigen Firmendienste verpflichtend zu machen. Dieser eine Schritt erhöht die Sicherheit des gesamten Unternehmens exponentiell.

Warum Ihr privater Laptop das Einfallstor für Hacker in die Firma ist

Im Homeoffice verschwimmen die Grenzen. Mal eben die Firmen-E-Mails auf dem privaten Laptop checken oder eine Datei aus der Firmen-Cloud herunterladen – das ist bequem, aber auch extrem riskant. Die „Bring Your Own Device“ (BYOD)-Politik ist für Unternehmen ein zweischneidiges Schwert: Sie spart Hardwarekosten, öffnet aber potenziell ein riesiges Einfallstor für Cyberangriffe. Ihr privater Laptop unterliegt nicht den gleichen strengen Sicherheitskontrollen wie ein Firmengerät. Er ist oft das schwächste Glied in der Sicherheitskette.

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Als sicherheitsbewusster Mitarbeiter und Risiko-Manager müssen Sie die Gefahren von BYOD verstehen und aktiv minimieren. Auf Ihrem privaten Gerät könnten veraltete Software, unentdeckte Malware oder unsichere Netzwerkkonfigurationen vorhanden sein. Greifen Sie von diesem Gerät auf das Firmennetzwerk zu, können sich Angreifer im schlimmsten Fall von Ihrem Laptop aus seitwärts in die kritische Infrastruktur des Unternehmens bewegen. Zudem entsteht ein massives DSGVO-Problem: Wie wird sichergestellt, dass sensible Kundendaten auf Ihrem privaten Gerät nach Beendigung eines Projekts sicher gelöscht werden? Ein Datenleck auf einem Privatgerät kann zu Strafen führen, die bis zu 4% des weltweiten Jahresumsatzes betragen.

Die folgende Risikomatrix verdeutlicht die drastischen Unterschiede zwischen der Nutzung eines Privat- und eines Firmengeräts:

BYOD-Risikomatrix für deutsche Unternehmen
Risikofaktor Privatgerät Firmengerät Kosten bei Breach
Datenverlust Hoch Niedrig 50.000-500.000€
DSGVO-Verstoß Sehr hoch Kontrolliert Bis 4% Jahresumsatz
Malware-Risiko Unkontrolliert Managed 100.000€+
Compliance Komplex Standardisiert Variabel

Sollte Ihr Unternehmen die Nutzung privater Geräte erlauben, ist es Ihre Verantwortung, auf die Einhaltung von Mindeststandards zu pochen. Dies ist kein Misstrauensvotum, sondern ein Zeichen von höchster Professionalität und schützt sowohl Sie als auch das Unternehmen.

Die Trennung von Privatem und Beruflichem ist im digitalen Raum eine Sicherheitsmaßnahme. Die Risiken von BYOD zu kennen, ist der erste Schritt zu einem verantwortungsvollen Umgang damit.

Beginnen Sie noch heute damit, eine dieser Kompetenzen zu vertiefen. Sprechen Sie mit Ihrer IT-Abteilung, fragen Sie nach Schulungen und zeigen Sie Initiative. Ihre Zukunft als unverzichtbarer Teil der digitalisierten Arbeitswelt hängt nicht davon ab, ob Sie durch eine Maschine ersetzt werden, sondern davon, ob Sie lernen, die Maschine zu dirigieren und die damit verbundenen Risiken souverän zu managen.

Geschrieben von Jonas Bergmann, IT-Consultant für digitale Transformation und Agile Coach. Er macht komplexe Tech-Themen wie KI, Python und Cybersecurity für Nicht-ITler verständlich.