
Die landläufige Meinung, man müsse Brüche im Lebenslauf verstecken, ist der größte Fehler. Im Gegenteil: Sie sind Ihre Chance, strategische Kompetenz zu beweisen.
- Statt sich zu rechtfertigen, übernehmen Sie die „narrative Souveränität“ und präsentieren jede Lücke als bewusste, wertorientierte Entscheidung.
- Jede Auszeit, ob Kündigung oder Sabbatical, wird als „strategische Investition“ in Fähigkeiten dargestellt, die der Mittelstand schätzt: Resilienz, Weitblick und Problemlösung.
Empfehlung: Analysieren Sie die Werte des Zielunternehmens und rahmen Sie Ihre Geschichte so, dass sie nicht nur Ihre Kompetenzen, sondern auch Ihr „Werte-Alignment“ beweist.
Die Einladung zum Vorstellungsgespräch liegt auf dem Tisch, doch statt Freude macht sich ein mulmiges Gefühl breit. Der Grund: Ihr Lebenslauf ist nicht perfekt geradlinig. Da klafft eine Lücke von sechs Monaten, dort reihen sich drei Jobs in zwei Jahren aneinander, und dann war da noch die Sache mit dem abgebrochenen Studium. Die Angst, im Gespräch als sprunghaft, unzuverlässig oder nicht belastbar abgestempelt zu werden, ist besonders groß, wenn das Gegenüber ein Personaler aus dem konservativen deutschen Mittelstand ist – einem Umfeld, in dem Stabilität und Loyalität oft über alles zu gehen scheinen.
Gängige Ratgeber empfehlen dann oft, ehrlich, aber nicht zu ehrlich zu sein, alles positiv zu formulieren und bloß nicht zu lügen. Diese Ratschläge sind nicht falsch, aber sie sind defensiv. Sie behandeln Ihren Lebenslauf wie eine Anklageschrift, für die Sie sich verteidigen müssen. Doch was wäre, wenn die wahre Strategie nicht in der Verteidigung, sondern in der kontrollierten Offensive liegt? Was, wenn diese vermeintlichen Makel in Wahrheit Ihre größten Stärken sind, weil sie von Mut, Anpassungsfähigkeit und strategischer Weitsicht zeugen?
Dieser Artikel ist Ihr Krisenkommunikator. Er gibt Ihnen nicht nur Formulierungen an die Hand, sondern eine grundlegend neue, stärkende Denkweise. Sie werden lernen, die „narrative Souveränität“ über Ihre Geschichte zurückzugewinnen. Wir werden nicht kaschieren oder beschönigen. Wir werden jede Station Ihres Weges als eine bewusste und strategische Investition in Ihre Karriere neu bewerten – und sie so präsentieren, dass sie genau die Werte trifft, die ein Mittelständler sucht: Belastbarkeit, Engagement und die Fähigkeit, über den Tellerrand zu blicken. Wir zeigen Ihnen, wie Sie aus jeder Lücke ein überzeugendes Argument für sich machen.
Um Ihnen eine klare und strukturierte Herangehensweise zu bieten, haben wir die häufigsten Herausforderungen in einzelnen Abschnitten aufbereitet. So können Sie gezielt die Strategien für Ihre persönliche Situation finden und meistern.
Inhalt: Wie Sie mit einem unperfekten Lebenslauf im Mittelstand punkten
- Wie deklarieren Sie 6 Monate Arbeitslosigkeit als Zeit der Neuorientierung?
- Wie begründen Sie drei Jobs in zwei Jahren, ohne als illoyal zu gelten?
- Was sagen Sie zur Burnout-Pause, ohne Ihre Belastbarkeit in Frage zu stellen?
- Wie verkaufen Sie den Studienabbruch als mutige Karriereentscheidung?
- Wann rettet ein funktionaler Lebenslauf Ihre Chance auf ein Interview?
- Sabbatical oder Arbeitslosigkeit: Wie verkaufen Sie „Nichts-Tun“ als wertvolle Zeit?
- Wer zahlt Ihren Lebensunterhalt, während Sie mit 40 noch mal die Schulbank drücken?
- Wie verhindern Sie, dass Sie ins Labern geraten und den Punkt verfehlen?
Wie deklarieren Sie 6 Monate Arbeitslosigkeit als Zeit der Neuorientierung?
Eine Phase der Arbeitslosigkeit ist der Klassiker unter den „Lücken“. Die defensive Standardantwort lautet „berufliche Neuorientierung“. Das ist nicht falsch, aber nichtssagend. Wir gehen einen Schritt weiter und rahmen diese Zeit als strategische Markt- und Selbst-Analyse. Der Kontext dafür ist ideal: Eine Studie zeigt, dass in Deutschland 78% der Arbeitnehmer nur Dienst nach Vorschrift machen und die Hälfte über einen Jobwechsel nachdenkt. Ihre Entscheidung, aktiv nach einer besseren Passung zu suchen, ist also kein Zeichen von Scheitern, sondern von Weitsicht und dem Wunsch nach echter Leistung.
Anstatt zu sagen „Ich habe mich neu orientiert“, sagen Sie: „Nach meiner letzten Position habe ich mir bewusst Zeit genommen, um den Markt und meine eigenen Stärken zu analysieren. Mein Ziel war es, eine Position zu finden, in der ich nicht nur meine Fähigkeiten einbringe, sondern auch langfristig einen echten Wertbeitrag leiste. Diese Phase der Reflexion hat mich gezielt zu Ihrem Unternehmen geführt, weil Ihre Werte X und Y perfekt zu meiner Vorstellung von einem engagierten Arbeitsumfeld passen.“
Damit verwandeln Sie eine passive Wartezeit in eine aktive, zielgerichtete Mission. Sie zeigen, dass Sie nicht einfach den nächstbesten Job angenommen haben, sondern eine durchdachte Karriereentscheidung treffen. Unterstützen können Sie diese Darstellung, indem Sie auf konkrete Aktivitäten verweisen. Das Interesse an beruflicher Weiterentwicklung ist in Deutschland hoch, wie die Zahl von fast 14 Millionen Interessierten im Jahr 2024 belegt. Haben Sie einen Online-Kurs belegt? Eine Fachmesse besucht? Ein Buch gelesen? Jede dieser Aktivitäten wird zum Beleg Ihrer Initiative und untermauert Ihre Erzählung der „strategischen Investition“ in Ihre Zukunft.
Wie begründen Sie drei Jobs in zwei Jahren, ohne als illoyal zu gelten?
Häufige Jobwechsel sind für konservative Mittelständler oft die größte rote Flagge. Die Angst vor einem illoyalen „Job-Hopper“, der nach der Einarbeitung wieder verschwindet, ist real. Ihre Aufgabe ist es, diese Angst nicht zu ignorieren, sondern sie proaktiv zu entkräften. Der Schlüssel liegt darin, die Wechsel nicht als eine Serie von Fluchten, sondern als einen kohärenten und logischen Qualifizierungsweg darzustellen. Jede Station hatte einen Sinn und hat Sie gezielt auf die Position vorbereitet, auf die Sie sich jetzt bewerben.

Wie die obige Darstellung andeutet, ist Ihr Weg kein Zickzackkurs, sondern eine Treppe nach oben. Erklären Sie den roten Faden: „Mein Ziel war es, in kurzer Zeit ein breites Kompetenzspektrum aufzubauen, das für die Herausforderungen in Ihrer Branche unerlässlich ist. Bei Firma A habe ich meine analytischen Fähigkeiten im Projektmanagement perfektioniert. Bei Firma B habe ich gelernt, diese in einem agilen Start-up-Umfeld unter hohem Druck anzuwenden. Und bei Firma C konnte ich erste Führungserfahrung sammeln. Jede dieser Stationen war ein bewusster Schritt, um mich umfassend für eine anspruchsvolle Rolle wie diese hier zu qualifizieren. Jetzt bin ich bereit, diese gesammelte Erfahrung langfristig in einem stabilen Umfeld wie dem Ihren einzubringen.“
Sie signalisieren damit: Die Lernphase ist abgeschlossen, jetzt beginnt die Leistungsphase. Diese Argumentation ist besonders im Mittelstand wirksam, da sie pragmatisch und ergebnisorientiert ist. Sie haben investiert, das Unternehmen erntet die Früchte. Die folgende Tabelle zeigt, welche Wechselgründe im deutschen Mittelstand besonders gut ankommen und wie Sie diese formulieren können.
| Wechselgrund | Akzeptanz im Mittelstand | Empfohlene Formulierung |
|---|---|---|
| Fehlende Entwicklung | Hoch | ‚Suche nach neuen Herausforderungen und Lernmöglichkeiten‘ |
| Werte-Mismatch | Mittel | ‚Wunsch nach einem werteorientierten Unternehmen mit langfristiger Perspektive‘ |
| Umstrukturierung | Sehr hoch | ‚Betriebsbedingte Veränderung, die ich als Chance zur Weiterentwicklung genutzt habe‘ |
Was sagen Sie zur Burnout-Pause, ohne Ihre Belastbarkeit in Frage zu stellen?
Eine gesundheitsbedingte Auszeit, insbesondere wegen Burnout, ist das heikelste Thema. Die Angst, als nicht belastbar zu gelten, ist enorm. Hier gilt die Regel: Sie haben das Recht auf Privatsphäre. Wie auch der Studyflix Karriereratgeber betont, müssen Sie keine Details über Krankheiten preisgeben. Es ist völlig ausreichend, die Zeit als „gesundheitsbedingte Auszeit“ zu deklarieren. Doch wir können noch einen Schritt weiter gehen und diese Pause in eine Demonstration von präventiver Kompetenz und Selbstführung umwandeln.
Die strategische Rahmung lautet: „Ich hatte eine Phase hoher beruflicher Belastung und habe mich bewusst für eine präventive Auszeit entschieden, um meine langfristige Leistungsfähigkeit sicherzustellen.“ Diese Formulierung ist eine Meisterleistung der Krisenkommunikation. Sie ersetzen das negative Wort „Burnout“ durch „hohe Belastung“ und die passive Opferrolle durch eine aktive, verantwortungsvolle Entscheidung. Sie haben nicht kapituliert, Sie haben vorausschauend gehandelt – eine Eigenschaft, die jeder gute Manager schätzt.
Um diese Erzählung zu untermauern, sollten Sie konkret benennen, was Sie getan haben, um Ihre Resilienz zu stärken. Haben Sie neue Zeitmanagement-Techniken erlernt? Eine Sportart begonnen, um Stress abzubauen? Meditationspraktiken etabliert? Diese konkreten Maßnahmen beweisen, dass Sie das Problem nicht nur erkannt, sondern auch nachhaltig gelöst haben. Sie kehren nicht einfach nur zurück, Sie kehren stärker und bewusster zurück. Sie verkaufen nicht Ihre frühere Krise, sondern Ihre neu gewonnene Resilienz als eine wertvolle Kompetenz für das Team. Die Auszeit wird so von einem potenziellen Risiko zu einer handfesten Investition in Ihre zukünftige Stabilität und Produktivität.
Wie verkaufen Sie den Studienabbruch als mutige Karriereentscheidung?
Ein Studienabbruch wird oft als Scheitern wahrgenommen. Ihre Aufgabe ist es, diese Wahrnehmung zu durchbrechen und die Entscheidung als Akt der Reife und des Pragmatismus zu präsentieren. Sie haben nicht aufgegeben, sondern eine bewusste Kurskorrektur vorgenommen, weil Sie erkannt haben, dass der theoretische Weg nicht zu Ihren Stärken oder Zielen passte. Dies zeugt von Selbstreflexion und dem Mut, einen unpassenden Weg zu verlassen – eine Haltung, die von fast 50 Millionen Deutschen geschätzt wird, die Wert auf Selbstbestimmung legen.

Die beste Strategie ist die „Hin-zu-Bewegung“. Argumentieren Sie nicht, warum Sie vom Studium *weg* wollten, sondern warum Sie zur Praxis *hin* wollten. Die Formulierung könnte lauten: „Während meines Studiums habe ich gemerkt, dass meine wahre Leidenschaft und Stärke in der praktischen Anwendung liegt. Ich bin ein Macher. Deshalb habe ich die mutige Entscheidung getroffen, den akademischen Weg zu verlassen und mich direkt in eine Ausbildung/Tätigkeit zu stürzen, in der ich konkrete Ergebnisse schaffen kann. Diese Praxiserfahrung war für meine Entwicklung weitaus wertvoller.“
Diese Argumentation ist besonders im deutschen Mittelstand extrem wirksam, wo eine solide Ausbildung und praktische Fähigkeiten oft mehr zählen als ein rein theoretischer Abschluss. Sie positionieren sich als jemand, der nicht im Elfenbeinturm sitzt, sondern anpackt. Wichtig ist, dass Sie belegen können, was Sie *stattdessen* getan haben. Ein Studienabbruch, gefolgt von einer erfolgreich abgeschlossenen Ausbildung oder relevanten Berufserfahrung, ist kein Makel, sondern ein Beweis für Ihre Zielstrebigkeit und Ihren Realitätssinn. Berühmte Beispiele wie Bill Gates zeigen, dass nicht der Abbruch zählt, sondern das, was danach kommt.
Wann rettet ein funktionaler Lebenslauf Ihre Chance auf ein Interview?
Manchmal sind die Brüche und Sprünge im Lebenslauf so zahlreich, dass die klassische, antichronologische Darstellung mehr schadet als nützt. In solchen Fällen kann der funktionale Lebenslauf ein strategisches Rettungsinstrument sein. Anders als der chronologische Lebenslauf, der den zeitlichen Werdegang abbildet, stellt der funktionale Lebenslauf Ihre Kompetenzen und Fähigkeiten in den Vordergrund. Die zeitliche Abfolge wird zweitrangig.
Dieser Ansatz ist ideal für Quereinsteiger, Wiedereinsteiger nach langer Pause oder Personen mit sehr vielen kurzen Projekten. Er erlaubt Ihnen, die narrative Kontrolle zu übernehmen und dem Personaler sofort zu zeigen, *was* Sie können, anstatt ihn die Lücken und Wechsel zählen zu lassen. Sie gliedern den Lebenslauf nach Kompetenzfeldern wie „Projektmanagement“, „Kundenkommunikation“ oder „Software-Entwicklung“ und listen darunter die jeweiligen Erfolge und Erfahrungen auf, unabhängig davon, bei welchem Arbeitgeber sie erworben wurden.
Allerdings hat dieser Ansatz auch einen Nachteil: Er ist im konservativen deutschen Raum noch nicht der Standard und kann Misstrauen erwecken. Personaler könnten vermuten, dass Sie etwas zu verbergen haben. Daher sollte der funktionale Lebenslauf nur dann eingesetzt werden, wenn der chronologische wirklich ein negatives Bild zeichnen würde. Er ist eine „High-Risk, High-Reward“-Strategie. Er kann Ihre Bewerbung vor dem direkten Aussortieren bewahren und Ihnen die Chance auf ein Gespräch eröffnen, in dem Sie dann Ihre Geschichte persönlich erläutern können.
| Kriterium | Funktionaler Lebenslauf | Chronologischer Lebenslauf |
|---|---|---|
| Fokus | Kompetenzen & Fähigkeiten | Zeitlicher Werdegang |
| Eignung | Quereinsteiger, große Lücken, viele kurze Projekte | Geradlinige, stabile Karriere |
| Akzeptanz in Deutschland | Steigend, aber noch selten; kann Misstrauen erwecken | Goldstandard, wird erwartet |
Sabbatical oder Arbeitslosigkeit: Wie verkaufen Sie „Nichts-Tun“ als wertvolle Zeit?
Ein Sabbatical, eine Weltreise oder eine längere Auszeit ohne konkrete Weiterbildung wird oft als „Nichts-Tun“ abgetan. Das ist ein fataler Fehler im Framing. In unserer globalisierten Welt ist eine solche Erfahrung eine Goldgrube für Kompetenzen, die Unternehmen händeringend suchen. Wie es die Karrierebibel treffend formuliert: „Dank Globalisierung stellen Auslandserfahrungen heute für viele Unternehmen einen Mehrwert dar. Sie stehen für interkulturelle Kompetenz, Weltoffenheit und gute Sprachkenntnisse. Eine solche Auszeit ist keine Lücke, Sie sollten diese im Lebenslauf unbedingt nennen!“
Der Schlüssel ist, die Auszeit wie ein Projekt zu managen und zu präsentieren. Sie waren nicht einfach nur „reisen“. Sie waren Ihr eigener Projektmanager. Sie haben ein Budget geplant und eingehalten (finanzielle Disziplin). Sie haben eine komplexe Reiseroute organisiert (Planungskompetenz). Sie haben sich in fremden Kulturen zurechtgefunden und mit Händen und Füßen kommuniziert (Problemlösung und interkulturelle Flexibilität). Sie haben unvorhergesehene Probleme gelöst, wie einen verpassten Flug oder eine ausgebuchte Unterkunft (Krisenmanagement und Resilienz).
Rahmen Sie Ihre Reise als „informelles Kompetenztraining“ oder sogar als „persönliche Marktforschungsstudie“. Erzählen Sie eine kurze Anekdote, die eine dieser Fähigkeiten belegt. Zum Beispiel: „Während meiner Zeit in Südostasien habe ich gelernt, komplexe Verhandlungen mit sehr unterschiedlichen kulturellen Hintergründen zu führen. Das hat meine Fähigkeit, schnell eine Beziehung aufzubauen und kreative Lösungen zu finden, enorm geschärft.“ Plötzlich wird aus einer vermeintlichen Lücke ein handfester Beweis für Soft Skills, die in keinem Seminar so praxisnah erlernt werden können. Sie haben nicht „nichts getan“, Sie haben in Ihre Persönlichkeit und Ihre globale Kompetenz investiert.
Wer zahlt Ihren Lebensunterhalt, während Sie mit 40 noch mal die Schulbank drücken?
Die Entscheidung, mit 40 oder älter eine neue Ausbildung oder ein Studium zu beginnen, ist mutig und zeugt von Lernbereitschaft. Doch im Vorstellungsgespräch kann die unausgesprochene Frage nach der Finanzierung im Raum stehen – ein Indikator für Ihre Stabilität und Planungskompetenz. Auch hier gilt: Eine proaktive und transparente Antwort zeugt von Souveränität. Sie müssen keine Kontoauszüge vorlegen, aber eine klare Aussage darüber, wie Sie diese Phase gemeistert haben, schafft Vertrauen.
In Deutschland gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten, die eine solche Entscheidung absichern. Ihre Antwort sollte zeigen, dass Sie sich informiert und Ihre Finanzen im Griff hatten. Mögliche Szenarien sind:
- Staatliche Förderungen: „Ich hatte das Glück, für meine Umschulung einen Bildungsgutschein von der Agentur für Arbeit zu erhalten. Das hat mir ermöglicht, mich voll auf die Qualifizierung zu konzentrieren.“ Alternativ kommt auch das Aufstiegs-BAföG für Meister- oder Technikerausbildungen in Frage. Die Erwähnung dieser offiziellen Instrumente zeigt, dass Ihr Weg von staatlicher Seite als sinnvoll und förderungswürdig eingestuft wurde.
- Ersparnisse und Planung: „Diese Weiterbildung war eine langfristig geplante strategische Investition in meine Zukunft. Ich habe über mehrere Jahre Rücklagen gebildet, um diese Phase finanziell unabhängig und ohne Druck gestalten zu können.“ Das beweist Weitsicht, Disziplin und exzellente Planung – alles hochgeschätzte Tugenden im Mittelstand.
- Unterstützung durch die Familie: Dies ist ein privates Thema, kann aber, wenn Sie sich wohlfühlen, ebenfalls als Zeichen eines stabilen Umfelds dargestellt werden: „Ich hatte die volle Unterstützung meiner Familie, die diesen Schritt als wichtige Investition in unsere gemeinsame Zukunft gesehen hat.“
Egal welche Option zutrifft, die Kernbotschaft ist dieselbe: Sie sind kein Träumer, sondern ein sorgfältiger Planer. Sie haben eine wichtige Entscheidung nicht nur aus Leidenschaft, sondern auch mit kühlem Kopf und einem soliden finanziellen Fundament getroffen. Das zerstreut jegliche Zweifel an Ihrer Zuverlässigkeit.
Das Wichtigste in Kürze
- Hören Sie auf, Lücken als Makel zu sehen. Jede Unterbrechung ist eine Chance, eine überzeugende Geschichte über Wachstum, Mut und strategische Entscheidungen zu erzählen.
- Der Schlüssel zur Akzeptanz im konservativen Mittelstand ist das „Werte-Alignment“: Rahmen Sie Ihre Erfahrungen so, dass sie Werte wie Stabilität, Weitsicht und Pragmatismus beweisen.
- Sie haben die „narrative Souveränität“. Statt sich zu rechtfertigen, führen Sie das Gespräch proaktiv und präsentieren Sie jede Lücke als bewusste Investition in die Kompetenzen, die Sie heute anbieten.
Wie verhindern Sie, dass Sie ins Labern geraten und den Punkt verfehlen?
Sie haben die perfekte strategische Geschichte für jede Lücke entwickelt. Doch im entscheidenden Moment, unter dem kritischen Blick des Personalers, verfallen Sie ins Reden, verhaspeln sich und verlieren den roten Faden. Die Gefahr ist real und die Konsequenzen sind hart: Einer Studie zufolge haben 71 Prozent der Personalabteilungen bereits Bewerber mit Lücken aussortiert, weil die Erklärung nicht überzeugte. Die beste Strategie ist nutzlos ohne eine präzise Ausführung.
Das wirksamste Werkzeug, um Ihre Souveränität im Gespräch zu bewahren, ist eine klare Struktur. Die PAR-Methode (Problem, Aktion, Resultat) ist Ihr Anker. Sie zwingt Sie, auf den Punkt zu kommen und Ihre Geschichte in einen logischen, überzeugenden Dreiklang zu bringen. Statt weitschweifig zu erzählen, was alles passiert ist, liefern Sie eine kurze, prägnante und ergebnisorientierte Antwort.
Stellen Sie sich vor, die Frage lautet: „Ich sehe hier eine Lücke von 8 Monaten. Was haben Sie in dieser Zeit gemacht?“ Anstatt nun chronologisch Ihre Reise zu beschreiben, antworten Sie strukturiert:
- Problem (P): „Nach fünf Jahren intensiver Projektarbeit brauchte ich eine Phase, um neue Perspektiven zu gewinnen und meine interkulturellen Kompetenzen zu schärfen.“
- Aktion (A): „Deshalb habe ich eine eigenständig organisierte Reise durch Südamerika unternommen, bei der ich mein Spanisch auf Verhandlungsniveau gebracht und ein Freiwilligenprojekt geleitet habe.“
- Resultat (R): „Dadurch habe ich nicht nur meine Sprachkenntnisse perfektioniert, sondern auch bewiesen, dass ich Projekte unter herausfordernden Bedingungen managen kann. Diese Erfahrung möchte ich nun einbringen.“
Diese Struktur ist Ihre Versicherung gegen das Abschweifen. Sie beantwortet die Frage, lenkt den Fokus aber sofort auf den Mehrwert für das Unternehmen. Die folgende Checkliste hilft Ihnen, jede Ihrer Geschichten nach diesem Muster vorzubereiten.
Ihr Fahrplan für präzise Antworten: Die PAR-Methode
- Problem identifizieren: Benennen Sie die Ausgangssituation oder die Herausforderung kurz und sachlich. Was war der Kontext für Ihre Entscheidung (z.B. Umstrukturierung, Wunsch nach Neuorientierung)?
- Aktion beschreiben: Erklären Sie klar und aktiv, was Sie getan haben. Konzentrieren Sie sich auf Ihre Handlungen, nicht auf die Umstände. (z.B. „Ich habe einen Kurs belegt…“, „Ich habe ein Projekt organisiert…“).
- Resultat hervorheben: Fokussieren Sie sich auf das positive Ergebnis und den konkreten Nutzen für den potenziellen Arbeitgeber. Was haben Sie gelernt? Welche Fähigkeit haben Sie erworben oder verbessert?
- Brücke zur Stelle bauen: Verbinden Sie das Resultat direkt mit den Anforderungen der ausgeschriebenen Stelle. („Diese Fähigkeit ist besonders für die Aufgabe XY relevant…“).
- Antwort proben: Üben Sie Ihre PAR-Antworten laut, bis sie natürlich und souverän klingen. Ziel ist eine Antwortzeit von 60-90 Sekunden.
Übernehmen Sie jetzt die Kontrolle über Ihre Geschichte. Sehen Sie Ihren Lebenslauf nicht als eine Liste von Stationen, sondern als das Manuskript eines Helden, der Herausforderungen meistert und daran wächst. Mit der richtigen Strategie verwandeln Sie jede vermeintliche Schwäche in einen überzeugenden Beweis Ihrer einzigartigen Stärke. Beginnen Sie noch heute damit, Ihre Erzählung neu zu schreiben und selbstbewusst in Ihr nächstes Gespräch zu gehen.